Ökologische Grünflächenpflege bedeutet...
- Verzicht auf Pestizide, also auf chemische Schädlingsbekämpfungsmittel, die Schädlinge und Nützlinge abtöten, zugunsten Pflanzenhilfsmittel und Maßnahmen, die die natürlichen Kreisläufe in der Natur und deren Selbstregulation fördern.
- Verzicht auf chemisch-synthetische Düngemittel, also auf künstliche Produkte mit einseitig bodenbelastenden Inhaltsstoffen, zugunsten organischer Dünger, in denen Nährstoffe in ihrer natürlichen Form gebunden sind und die die Boden- und Pflanzengesundheit erhalten.
- Verzicht auf Torf zugunsten alternativer wasserspeichernder Pflanzsubstrate - der Torfabbau zerstört ökologisch wertvolle Moore.
Kühlung durch Bäume

Die letzten Sommer haben schon eine eindeutige Tendenz gezeigt und der heurige Sommer beweist es wieder – unsere Sommer werden heißer und trockener! Gerade in den Städten mit ihren vielen versiegelten Flächen spürt man diese Entwicklung jedes Jahr wieder von der ersten Hitzewelle weg. Die Wärme staut sich durch aufgeheizte Gebäudefassaden und Straßen und selbst am Abend ist oft die ersehnte Abkühlung nicht mehr vorhanden.
Was können wir also tun, um unsere überhitzten Flächen zu kühlen? Die häufigste Antwort von Städteplanern ist mittlerweile
„Bäume pflanzen“! Denn Bäume kühlen nicht nur durch ihren Schatten, wo es im Vergleich zu sonnigen Flächen bis zu 6° kühler ist, sondern auch durch Verdunstung von Wasser. Sie nehmen durch ihre tiefgründigen Wurzeln viel Wasser auf, verdunsten es über ihre Blätter und Nadeln und kühlen so in heißen und trockenen Perioden ihre Umgebung ab. Ein großer Baum mit guter Wasserversorgung (Garten, Park, Wald, am Bach) kann täglich bis zu 500 Liter Wasser verdunsten und kühlt dabei die Umgebung wie ein elektrisches Klimagerät mit 2500 W. Im Gegensatz zum Klimagerät, das nach außen Hitze abgibt und viel Strom verbraucht, kühlt der Baum ohne „Nebenwirkungen“ und ausschließlich mit Sonnenenergie.
Noch besser ist die Kühlwirkung mit einer Kombi aus Wiesen und Bäumen, da die Wiesen am zeitigen Morgen den Tau zu verdunsten beginnen und damit schon die Luft herunterkühlen, bevor dann die Bäume so richtig mit ihrer „Arbeit“ anfangen.
Beispiel Wienerwald: Die Bäume im Wienerwald kühlen wie 23 Millionen Klimaanlagen, ohne diese Bäume wäre es im Wiener Becken im Sommer um 6° heißer – also 45° im Schatten statt wie derzeit bis 39°. Und ein Blick in die Zukunft zeigt sehr deutlich, wie viel wichtiger die Arbeit der Bäume noch wird: Bis 2050 ist für den Wiener Raum eine Erwärmung
von 6° durch die Klimaerhitzung prognostiziert, ohne Bäume wären das also gesamt 12° Erwärmung = 51° im Schatten an heißen Sommertagen! Bäume sind insgesamt enorm wichtig für uns und unsere Städte: sie werten unsere Umgebung optisch auf, filtern Schadstoffe aus der Luft, produzieren Sauerstoff und verbessern durch ihre Kühlfunktion auf natürliche Weise unser Klima – wir in Wiener Neudorf haben das bereits vor Jahren erkannt und werden uns auch in Zukunft viele weitere Helfer gegen die Klimaerwärmung pflanzen!
Naturnahe Wiese Schloßmühlgasse
Vor vielen Jahren haben wir in einem Teilbereich der Grünfläche in der Schloßmühlgasse eine naturnahe Wiese angelegt. Dabei begleitet hat uns der Landschaftspflegeverein, dessen Experten uns bei all unseren Naturschutz-Projekten und auch beim Volksschul-Projekt mit Rat und Tat zur Seite stehen. Es hat wohl ein bisschen gedauert, aber mittlerweile hat sich gerade diese Wiese zu einem Vorzeigeprojekt entwickelt und wir freuen uns über das große Lob von Frau MMag.a Irene Drozdowski, Obfrau des Landschaftspflegevereins: „Auch wenn die Gräser natürlich heuer auf Grund des häufigen Regens höher stehen, so blüht es auch aktuell reichlich mit Karthäuser-Nelke (pink), Malven (rosa), Natternkopf (blau), Echtes Labkraut (gelb), Königskerzen (gelb), Johanniskraut (gelb), Hornklee (gelb), Witwenblumen (rosa), Oregano (rosa), Wegwarte (blau) und Einigen mehr. Es sind wirklich viele Blütenbesucher wie Schmetterlinge und Hummeln unterwegs. Aber auch viele Insekten, die zwar vielfältige Wiesen, aber keine Blüten brauchen wie z.B. viele Heuschrecken. Ich konnte auch einen Schachbrettfalter beobachten, ein typischer Schmetterling magerer Blumenwiesen, dessen Raupe nur an Gräsern frisst.“
Viele unserer heimischen Wildbienen-Arten (manche davon nur 4 mm groß) können bei ihrer Futtersuche für sich und ihren
Nachwuchs nur kurze Strecken von 70 bis 300 Metern zurücklegen. Sie brauchen also nicht nur passende Nistplätze wie Totholz oder offene Böden, sondern auch die passenden Nahrungspflanzen in deren Nähe. Beide finden sich leider immer seltener in unseren aus- und aufgeräumten Gärten und das gefährdet das Überleben dieser Wildbienen. Ganz wichtig ist es deshalb sogenannte Trittsteinflächen anzulegen, um die Distanzen zwischen den Wiesen zu verkürzen und so Nahrung und Schutz in unmittelbarer Nähe anzubieten. Genau diese wichtige Aufgabe erfüllt die Wiese in der Schloßmühlgasse und hilft damit, das Überleben von vielen Insekten-Arten zu sichern!
Fotos: Johanniskraut, Königskerze, Natternkopf, Wilder Oregano; Copyright: LPV/Drozdowski
Goldener Igel geht zum 6. Mal an die Marktgemeinde Wiener Neudorf

Unsere Gemeinde dokumentiert und evaluiert die öffentliche Grünraumpflege nach den Kriterien von „Natur im Garten“. Diese ist als Verpflichtung gegenüber Arten- und Umweltschutz zu verstehen. Durch die weitreichenden Maßnahmen erhielt die Marktgemeinde bereits zum sechsten Mal die höchste Auszeichnung den „Goldenen Igel“! „In unserem Ort hat Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein einen hohen Stellenwert. Wenn wir unsere Grünräume naturnah und zum Schutz von Nützlingen gestalten und pflegen, werden wir der Verantwortung und Vorbildrolle unseren Bürgerinnen und Bürgern gegenüber gerecht“, zeigt sich Bgm. Herbert Janschka von der Verleihung des „Goldenen Igels“ begeistert.
„Natur im Garten“ setzt sich seit über 20 Jahren für die Ökologisierung der Gärten und Grünräume in Niederösterreich ein. Im Mittelpunkt stehen die drei Kernkriterien: Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel sowie auf Torf. Zugleich wird großer Wert auf biologische Vielfalt und Gestaltung mit heimischen und ökologisch wertvollen Pflanzen gelegt. Mit dem „Goldenen Igel“ werden jene Gemeinden ausgezeichnet, die während eines Jahres diese Kriterien von „Natur im
Garten“ zu 100% erfüllen, ihre Leistungen dokumentieren und sich einer Begutachtung unterziehen. Landesrat Martin Eichtinger gratuliert zur beliebten Auszeichnung und unterstreicht: „Durch das Engagement der Marktgemeinde Wiener Neudorf wird unser Bundesland Niederösterreich noch lebenswerter.“
Biodiversität (10-2021)

Der Goldene Igel 2020 geht erneut an Wiener Neudorf (08-2021)
Blumenwiesen in Wiener Neudorf (08-2021)
Insektenhotels
Insektenhotels sind vom Menschen aufgestellte Quartiere für Nützlinge. Sie sind keine Erfindung unserer Zeit. Die ersten wurden in England im 19. Jhd. gebaut. Sie locken viele unterschiedliche Nützlinge an, bieten ihnen eine artgerechte Behausung und dienen als Unterschlupf, Überwinterungsmöglichkeit und Nisthilfe zur Brutpflege.
Nicht nur in der freien Natur, auch im Garten helfen viele Nützlinge, wie Hummeln, Wildbienen, Florfliegen, Ohrwürmer durch Bestäubung und als kostenlose Schädlingsbekämpfer das ökologische Gleichgewicht zu bewahren.
Durch intensive, menschliche Eingriffe in die Naturlandschaft, den Einsatz von Pestiziden im Acker- und Gartenbau sowie der Tendenz zur „aufgeräumten“ Landschaft sind viele Insektenlebensräume wie Totholz nur mehr eingeschränkt vorhanden.
‚Wilde Ecken‘ als Winterquartiere für Igel
Igel überbrücken die kalte Jahreszeit, indem sie Winterschlaf halten. In einem wetterfesten, gut wärmeisolierten Nest können Igel bis zu fünf Monaten die nahrungsarme kalte Jahreszeit verschlafen.
Gärten und Parks gehören zu den wichtigsten Rückzugsgebieten der Igel. Lebt hier ein Igel, zeugt dies von einem naturnahen, vielfältigen Lebensraum. Mit einfachen Mitteln lassen sich dort Unterschlupfe für die Igel errichten.
Die Mitarbeiter vom Wirtschaftshof der Marktgemeinde Wiener Neudorf werden in den kommenden Tagen Reisig- und Laubhaufen als Winterquartiere für Igel aufhäufen.
Die Gemeinde ersucht, diese Igel-Winterquartiere nicht zu zerstören! Die Igelburgen, die vorwiegend durch Reisig und Äste beschwerte Laubhaufen mit einem Ausmaß von ca. 1.5m Durchmesser und 0.5 bis 1m Höhe sind, werden als solche gekennzeichnet.
Sind Sie an einem Winterquartier für Igel in Ihrem Garten interessiert, genügt es oft schon, vorhandene Unterschlupfmöglichkeiten nicht zu beseitigen. Dies sind z.B. Laubhaufen unter einer Hecke oder in Hohlräumen von Holzstapeln, Steinhaufen und dgl., Reisighaufen, Komposthaufen, etc. Verbessern können Sie diese Unterschlupfe durch das Einbringen von trockenem Laub oder Stroh als Isolationsmaterial, Abdecken mit Plastikplanen, o.ä.
Die Unterschlupfe sollten möglichst windgeschützt, trocken und schattig gelegen sein. Damit sich kein Wasser ansammelt, sollte sich das Quartier auf einer ebenen oder leicht geneigten Fläche, jedoch nicht in einer Mulde, befinden.
Giftfreie Unkrautbekämpfung in Wiener Neudorf mit Hilfe unserer Bürgerinnen und Bürger!
Die Bekämpfung von unerwünschten Pflanzen auf versiegelten Flächen, wie Gehwegen, Straßen und Plätzen ist ein wichtiger Teil der Pflegearbeiten in unserer Gemeinde. Ziele sind ein gepflegtes Ortsbild, die Sicherheit von Fußgängern und die Erhaltung der Straßen.
Um die Gesundheit und die Umwelt zu schonen, hat sich die Gemeinde Wiener Neudorf als Partnergemeinde von „Natur im Garten“ verpflichtet, auf chemische Unkrautvernichter (Pestizide) zu verzichten.
Der in chemischen Unkrautvernichtern am häufigsten eingesetzte Wirkstoff Glyphosat wird auf befestigten Flächen nicht abgebaut, mit dem Regen abgespült und schädigt langfristig Boden und Gewässer. Deshalb ist der Einsatz auf (teil-)versiegelten Flächen, wie z.B. Straßen, Pflaster- und Plattenwegen verboten. Das Verbot gilt auch auf Privatgrund!
Die Alternativen zur chemischen Unkrautbekämpfung sind mechanische und thermische Methoden. Die mechanische Unkrautbekämpfung durch in unserer Gemeinde vorwiegend Jäten, Abmähen und Abbürsten zieht einen Mehraufwand an Arbeit nach sich. Diesen Mehraufwand betreiben wir gerne, sind jedoch auf die Hilfe der Bürgerinnen und Bürger von Wiener Neudorf angewiesen.
Unterstützen Sie uns in unserem Vorhaben, auf Pestizide zu verzichten. Helfen Sie bitte mit, die öffentlichen Flächen im Nahbereich Ihrer Anwesen (Gehsteige, Rinnsteine, etc.) unkrautfrei zu halten. Sie leisten damit einen wesentlichen Beitrag, unsere Gemeinde weiterhin gepflegt, sicher und gesund zu erhalten.
Falls Sie Fragen zur giftfreien Unkrautbekämpfung haben, erteilt das „Natur im Garten“-Telefon unter 02742/74333 von Montag bis Freitag, 8:00 bis 15.00 Uhr, und am Mittwoch, 9:00 bis 17:00 Uhr, fachmännischen Rat.